Traditionsunternehmen auf Erfolgskur

Meinerzhagen. Für ein ausführliches Gespräch mit Dr. Hinrich Mählmann, geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Otto Fuchs KG, und Dr. Klaus Welschof, Geschäftsleiter der Unternehmenssparte Aerospace, war die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari jetzt zu Besuch im Stammwerk der Unternehmensgruppe in Meinerzhagen. Das Informationsgespräch mit anschließender Werksbesichtigung stand vor dem Hintergrund ihrer Funktion als Berichterstatterin für Luft- und Raumfahrt sowie Forschung und Innovation im Bundestagsausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union.
Nezahat Baradari erhielt einen Überblick über die Entwicklung der Otto Fuchs KG seit der Gründung im Jahr 1910. Heute beschäftigt die Unternehmensgruppe an ihren Standorten in fünf Ländern insgesamt über 10.000 Mitarbeiter*innen, davon über 3.000 in Meinerzhagen. Mit den drei Sparten Aerospace, Automotive und Extrusions sowie der Tochtergesellschaft Schüco International KG bedient die Otto Fuchs KG Kunden in der Luft- und Raumfahrt-, Automobil- sowie Bauindustrie, wie auch im Bereich der Industrietechnik.
Beeindruckt zeigte sich Nezahat Baradari (SPD-MdB) von der Bandbreite der Produkte aus Aluminium-, Magnesium-, Kupfer-, Titan- und Nickellegierungen. Über die berühmten Fuchs-Felgen aus dem Automotivbereich hinaus gehören zum Beispiel auch Schmiedeteile für den Schienenverkehr und Lärmschutzwände für Hochgeschwindigkeitsstrecken zur Produktpalette der Unternehmensgruppe. Für den Bereich Luft- und Raumfahrt stellt die Otto Fuchs KG u. a. Komponenten für Fahrwerke, Flugzeugradhälften, Fensterrahmen und Sitzschienen für Verkehrflugzeuge her, ebenso Triebwerksteile und Brennkammern für Weltraumraketen.
Intensiv diskutiert wurde die Frage nach der Klimaverträglichkeit der Produkte und ihrer Herstellung. Die Unternehmensgruppe trägt nach eigener Aussage mit ihren Leichtmetallbauprodukten zur Emissionsreduktion im Straßen- und Schienenverkehr sowie in der Luft- und Raumfahrt bei. Hierzu führte Dr. Klaus Welschof aus: „Primäraluminium hat, verglichen mit Stahl, zwar einen höheren Energieaufwand in der Erstherstellung, ist aber in der Nutzung im fahrenden Objekt deutlich effizienter. Außerdem lässt sich Aluminium mit weniger Energieaufwand umformen und mit deutlich geringerem Energieaufwand recyceln und einer weiteren Nutzung zuführen.“ Man versuche bei der Otto Fuchs KG so klimaschonend wie möglich zu produzieren und habe den Energieverbrauch fest im Blick.
Weitere Gesprächsthemen waren aktuelle Probleme, bei denen Politik möglicherweise gegensteuern kann oder muss. Dr. Hinrich Mählmann führte u. a. die Konkurrenz durch niedrige Personalkosten, insbesondere in osteuropäischen und außereuropäischen Ländern, sowie durch starke Subventionen in China an. Letzteres führte dazu, dass die Otto Fuchs KG 2012 ihr Geschäft mit Photovoltaikanlagen einstellte.
Mit Blick auf die im Rahmen des Klimaschutzpakets der Bundesregierung geplante CO2-Bepreisung erklärte Dr. Mählmann: „Die Otto Fuchs KG ist Teil der Aluminium Stewardship Initiative und setzt sich in diesem Rahmen für mehr Nachhaltigkeit und Transparenz im Aluminiumsektor sowie eine verantwortungsvolle Aluminiumgewinnung ein. Die CO2-Abgabe darf nicht dazu führen, dass wir auf dem internationalen Markt unsere Konkurrenzfähigkeit verlieren. Wenn am Ende die Produkte in Ländern hergestellt werden, in denen es aufgrund fehlender Umweltschutzvorgaben und Klimaschutzabgaben wie auch geringerer Sozialstandards billiger ist, führt das zu einer Verlagerung oder gar Verschlimmerung des CO2-Ausstoßes. Stattdessen sollte der CO2-Fußabdruck von Produkten weltweit – von der Produktion über den Transport und die Nutzung bis hin zum Recycling – feststellbar sein, um den globalen Klimaschutz nicht zu konterkarieren.“
Außerdem äußerte sich Dr. Mählmann kritisch gegenüber der aus Firmensicht überhand nehmenden Anzahl an Vorschriften, Regularien und Gesetzen, insbesondere auf EU-Ebene, ohne dass der Verwaltungsaufwand für Unternehmen ausreichend bedacht würde. Exemplarisch nannte er das Vorhaben der EU-Kommission, das sogenannte Country-by-Country Reporting auszuweiten. Dieses 2016 eingeführte Reporting verpflichtet multinationale Unternehmen zu länderbezogener Berichterstattung über Umsätze, Gewinne, Steuerzahlungen und Mitarbeiterzahlen an die Finanzämter. Diese bestehende Maßnahme zur Vermeidung von Steuerflucht sei absolut zu begrüßen. Die geplante Ausweitung des Reportings würde in der EU tätige Unternehmen jedoch dazu verpflichten, ihre Steuerdaten öffentlich, also für jeden sichtbar, ins Internet zu stellen. Das würde zu erheblichen Wettbewerbsnachteilen führen, da dann auch Konkurrenten und Kunden Einblick in diese sensiblen Unternehmensdaten bekämen.
„Ich habe heute von der Otto Fuchs KG gute Eindrücke gewonnen. Wir dürfen tarifgebundene und attraktive Unternehmen nicht mit unnötiger Bürokratie im internationalen Wettbewerb hemmen und dadurch unseren starken Wirtschaftsstandort Südwestfalen gefährden. Ich kann die angesprochenen Punkte gut nachvollziehen und möchte als südwestfälische Abgeordnete unsere Unternehmen im Hinblick auf Bürokratieabbau, klimaverträgliche Produktion und Wettbewerbsfähigkeit im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstützen. Daher werde ich die Verbesserungsvorschläge in meine Fraktion tragen und sie vor allem auch im Rahmen meiner Tätigkeit als Mitglied im Europaausschuss im Blick behalten“, so das abschließende Fazit der Bundestagsabgeordneten Nezahat Baradari.