Nezahat Baradari (MdB) im Auftaktgespräch mit der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd

 

Olpe. Nezahat Baradari (SPD-MdB) kam in der Olper Geschäftsstelle zu einem ausführlichen Gespräch mit den Vertretern der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd zusammen. Empfangen wurde die Bundestagsabgeordnete von dem Geschäftsführer Jürgen Haßler, dem Leiter der Geschäftsstelle in Olpe, Matthias Rink, sowie dem Kreishandwerksmeister und Vorsitzenden der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, Frank Clemens.

 

Die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd vertritt die Gesamtinteressen des Handwerks im Kreis Olpe und im Kreis Siegen-Wittgenstein sowie die gemeinsamen Interessen der angeschlossenen Handwerksinnungen. Die Kreishandwerkerschaft bietet Unterstützung und Beratung in betriebswirtschaftlichen, juristischen und fachlichen Fragen.

 

Für die Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari, deren Familie auf eine lange Tradition in der Tischlerei zurückblicken kann, war es ein besonderes Anliegen, von den Vertretern der Kreishandwerkerschaft zu erfahren, „wo der Schuh drückt“.

 

„Immer mehr junge Menschen beginnen heutzutage ein Studium anstelle einer klassischen Ausbildung im Handwerk, obwohl das Handwerk eine gute Perspektive bietet. Daher fehlen uns vielerorts geeignete Bewerber“, so Kreishandwerksmeister Frank Clemens. Dabei liege der Mindestlohn in den meisten Handwerksbranchen weit über dem gesetzlichen Mindestlohn, so zum Beispiel im Bauhauptgewerbe für die Facharbeiter ab 01.04.2020 bei 15,40 Euro.

 

Das Handwerk bietet attraktive Berufe, darin waren sich alle Beteiligten einig. „Handwerksberufe müssen aber gegenüber dem Studium konkurrenzfähig bleiben. Das Image des Handwerks ist sehr gut, genau das muss auch wieder verstärkt in die Köpfe der Lehrerinnen und Lehrer und der Schülerschaft vordringen“, so Jürgen Haßler.

 

„Nur durch die weitere Aufwertung und Stärkung des Handwerks und durch entsprechende Werbekampagnen kann die Fachkräftesicherung langfristig gewährleistet werden“, so auch das Resümee der Bundestagsabgeordneten Nezahat Baradari. Auch seien viele Themen miteinander verknüpft. So seien aus ihrer Sicht auch flexible Kinderbetreuungszeiten in Kitas wichtig, da die Arbeitszeiten im Handwerk ein hohes Maß an Flexibilität erfordern und damit auch mehr Frauen handwerkliche Berufe erlernen und ausüben.

 

„Die Digitalisierung macht auch vor dem Handwerk nicht halt. Dadurch werden handwerkliche Berufe immer vielseitiger und die Anforderungen an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steigen“, meint Jürgen Haßler. So gehörten moderne Technologien wie Laptops oder Tablets beispielsweise beim Heizungsbau oder der -wartung zum Inventar. „Junge Leute schauen sich das Gesamtpaket des Berufes an“, da ist sich der Geschäftsführer sicher. Daher müsse auch in diesem Bereich aufgerüstet werden, bei Investition und Ausbildung. „Deutschland und insbesondere Südwestfalen darf bei der Digitalisierung nicht hinter anderen europäischen Ländern zurückbleiben“, meint auch Nezahat Baradari (SPD-MdB). „Daher müssen weiterhin Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung durch Bereitstellung der finanziellen Mittel durch den Bund, aber auch durch Umsetzung der Umbaumaßnahmen vor Ort unternommen werden.“

 

Kritisch äußerten sich die Vertreter der Kreishandwerkerschaft zu der Anfang des Jahres in Kraft getretenen Bonpflicht. Sie sehen darin eine unnötige bürokratische Belastung für Handwerksbetriebe. Insbesondere Selbstständige müssten unzähligen Dokumentationspflichten nachkommen, so Jürgen Haßler.

 

Nezahat Baradari (SPD-MdB), die den Unmut der Handwerksvertreter verstehen kann, wirbt um Verständnis für das bereits im Jahr 2016 unter der Federführung von dem damaligen Finanzminister Dr. Schäuble beschlossene Gesetz. „Die Bonpflicht ist als Übergangslösung zu sehen, bis fälschungssichere Kassensysteme und Software bereitstehen. Denn jedes Jahr entstehen dem Fiskus, aufgrund von manipulierbaren Kassen, Schätzungen zufolge Schäden in Höhe von sage und schreibe rund 10 Mrd. Euro. Es geht nicht darum, einzelne Betriebe zu gängeln. Es geht darum, dass dieses Geld für wichtige Infrastruktur wie dem Bau von Kindergärten, Schulen und Straßen bereitgestellt wird. Außerdem soll organisierte Kriminalität und Geldwäsche eingedämmt werden. Allein von der Hälfte der entgangenen Milliarden könnte ohne weiteres die Grundrente für ein Jahr finanziert werden“, so Baradari (MdB).